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Kulturelle Bildung in Skandinavien

Es gibt weltweit unzählige Projekte im Zusammenhang mit Musik, Kunst und Schule. In Skandinavien zum Beispiel gehören kulturelle Events wie Schulkonzerte zum regulären Schulalltag. Eine Übersicht über die jeweiligen Projekte in Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen und Island


In Kürze

An skandinavischen Schulen findet etwa einmal pro Jahr ein Konzert vor Ort statt – jedes Schulkind erlebt so während seiner Schullaufbahn rund zehn verschiedene Konzerte. Die Kuratierung erfolgt durch die jeweiligen Projektleitungen. Die Künstler:innen werden meist für mehrwöchige Tourneen durch verschiedene Schulen engagiert und im Vorfeld in Bezug auf das zu spielende Repertoire, die Altersgruppe und Partizipationsmöglichkeiten engmaschig betreut. Den Lehrpersonen wird im Vorfeld jeweils Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt.


Nordic School Concert Model

Als Grundlage für Schulkonzerte dient den verschiedenen Projekten das "Nordic School Concert Model", das in den 1960er Jahren entwickelt wurde. Die gemeinsame Motivation lautet wie folgt:

It builds on a general recognition of children and youth as equal citizens with equal competences in experiencing and valuing art. This leads to the conclusion that they should have the same access to cultural benefits as adults and with equally high quality standards, but yet, in ways adjusted to their age.

Unterdessen fokussieren die meisten der Programme nicht nur auf Konzerte, sondern auf künstlerische Events und auch länger dauernde Projekte mit Kunstschaffenden verschiedener Sparten.


Levende Musik i Skolen (Dänemark)

Nonprofit-Organisation, die 1992 gegründet wurde. Sie wird von der Danish Arts Foundation finanziert.


Jährlich organisiert Levende Musik i Skolen (LMS) rund 3000 Konzerte – jede der sorgfältig ausgewählten Bands spielt etwa 20 Konzerte. Das Unterrichtsmaterial zur Vorbereitung wird den Lehrpersonen via Website zur Verfügung gestellt (hier geht es weiter zu einem Beispiel einer solchen Unterrichtseinheit). Es wird in Zusammenarbeit mit einem Lehrmittelautor oder einer Lehrmittelautorin erarbeitet, und es enthält nicht nur musikalische Themen, sondern nimmt auf verschiedene gesellschaftliche Themen Bezug.


„Die Schulkonzerte sind anders als das, was die Kinder im TV oder auf YouTube sehen“, erzählte uns Schlagzeugerin Benita Haastrup, die mit ihrem Quartett schon seit Jahren solche Tourneen spielt. Ihr ist es besonders wichtig, den Kindern ein Erlebnis zu ermöglichen – ein Konzert auf hohem Niveau. „Wir spielen das Gleiche wie vor den Erwachsenen“, sagte sie. Gleichzeitig bindet sie die Kinder ein, lässt sie Musikinstrumente ausprobieren, mitspielen, mitsingen und Fragen stellen.

Mit ihrem Ansatz trifft sie die Motivation von Ebbe Høyrup, der LMS 1992 gegründet hat, sehr genau. Im Gespräch sagte er: „Mein Ziel ist es, dass Kinder sehr gute Musik erleben – auf authentische Weise.“


Benita Haastrup auf Schultournee


Cultural Schoolbag (Norwegen)

Kulturprojekt für Schulen – angesiedelt im Projekt "Kulturtanken", das dem Kulturministerium angehört


Das Projekt setzt sich zum Ziel, allen Kindern, die in Norwegen leben, gleich viel Kunsterfahrung zu ermöglichen, unabhängig von ihrer Nationalität, ihrer Adresse oder ihrem sozioökonomischen Hintergrund.

Artistic and cultural expression can transcend norms, languages and social identities, so it can be seen as a force for democracy that can be felt far beyond our national borders, reaching out into the world. (…) Art allows us to experience, participate and reflect in ways that create a sense of community, challenge assumptions and give each and every one of us a chance to develop and grow. Art and culture can help to build a global understanding of something that is bigger than ourselves.

Kulturtanken organisiert jährlich unzählige Kulturevents und Vermittlungsprojekte für Schulen. In jeder Region sorgen lokale Produzent:innen vor Ort für die Kuratierung. So kann auf Wünsche und Bedürfnisse der jeweiligen Schulen gut eingegangen werden. Berücksichtigte Sparten sind Musik, Film, Literatur, Visuelle Künste, Performance-Künste und kulturelles Erbe.


In Bezug auf die Schulkonzerte läuft aktuell ein Forschungsprojekt: „School and Concert - from Transmission to Dialogue“ (Laufzeit: 2017 - 2021). Der Studie zugrunde liegen die Annahme und die Erfahrung aus der Praxis, dass die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Anbietenden partizipativ gestaltet werden sollte – und dass auch die Konzerte viel Gelegenheit zum aktiven Austausch von Schüler:innen und Künstler:innen bieten sollten.

Besonders interessant: Frühere Studien ergaben, dass das Unterrichtsmaterial zur Vorbereitung nicht von allen Lehrpersonen genutzt wurde. Deshalb entwickelte Kulturtanken ein webbasiertes Musikgame entwickelt, das sich direkt an die Schüler:innen richtet, und das jeweils mit Infos zu den aktuellen Tourneen bestückt wird.


Konserttikeskus (Finnland)

Das Projekt ist sowohl im Bildungs- als auch im Kulturministerium verankert und wird von beiden Stellen finanziert.

Nebst den Schulkonzerten (rund 1500 pro Jahre) entwickelt Konserttikeskus laufend neue Projekte, die Begegnungen von Kindern und Musiker:innen ermöglichen. Dazu gehören verschiedene Workshops und auch Schulkonzert-Festivals.


Musik i Syd (Schweden)

Unterstützt von den Regionen Skåne und Kristianstad


In Zusammenarbeit mit lokalen Veranstaltenden organisiert Musik i Syd jährlich rund 1500 Konzerte, Performances und Workshops für rund 150’000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die Organisation sorgt für hochqualitative Musikerlebnisse vor allem in kleinen Städten und dünn besiedelten Gebieten. Die Events finden vor allem in Schulen statt, aber auch in Bibliotheken und anderen öffentlichen Einrichtungen.


List fyrir alla (Island)

Angesiedelt im und finanziert vom Isländischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur

The main focus is on culture for children and culture with children. We aim to give students, during their ten years of schooling, a good overview and insight into diverse forms of art across different eras and cultures, including the Icelandic cultural heritage.

Auch in Island wird also hoher Wert darauf gelegt, dass Schulkinder regelmässig Kultur erleben. List fyrir alla (Kunst für alle) organisiert einmalige Konzerte von Künstler:innen vor Ort, aber auch längere künstlerische Residencies der Künstler:innen, kombiniert mit einer gemeinsamen Aufführung oder einer Ausstellung in der Schule.


Das Projekt entstand aus der Arbeit einer Arbeitsgruppe, die das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur 2013 ins Leben gerufen hatte – mit dem Ziel, einen Aktionsplan zur Förderung von Kulturvermittlung bei Kindern und Jugendlichen zu entwickeln.


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